Geschrieben von Mike Finke (Ostthüringer Zeitung)   

Freiwilligkeit seit 100 Jahren

Am 2. April 1907 wird in der Stadt Gefell eine FFw gegründet – Ende der Pflichtfeuerwehr

Von Mike Finke Gefell. Es war am 2. April 1907. In Gefell trafen sich 22 Kameraden. Alle hatte sie nur eine Absicht: die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr und die damit verbundene Auflösung der bestehenden Pflichtfeuerwehr.

Nicht bekannt ist heute, wie lange das Feuerwehrwesen in Gefell schon existiert. Schätzungen reichen bis in das 17./18. Jahrhundert zurück. Erste Aufzeichnungen stammen aus dem Jahr 1903. Damals gab es die besagte Pflichtfeuerwehr. Sie bestand aus einem Brandmeister, einem Stellvertreter, vier Oberfeuerwehrmännern, 20 Feuerwehrmännern, 20 Ordnungsmannschaften sowie aus Spritzendrückern und Reservespritzendrückern. Wer da nicht mitmachte, musste drei Reichsmark zahlen.

1907 gründete sich dann die Freiwillige Feuerwehr. Erster Kommandant wurde Wilhelm Weinrich. Bereits Ende April stieg die Kameradenzahl auf 30, bis Jahresende sogar auf 40. An Technik standen den Kameraden vor hundert Jahren ein paar Schläuche und eine pferdegezogene Handspritze zur Verfügung. Ausrüstung und Pferde waren bis 1910 privat untergebracht. Dann erfolgte der Bau des Spritzenhauses mit einem Steigerturm in der Bachstraße. Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Feuerwehr, welche von 1919 bis 1937 unter der Führung von Max Walther stand, moderner. Nicht nur, dass die Kameraden bei Bränden in der Stadt auf ein seit 1931 bestehendes Hydrantennetz zugreifen können, sie er-hielten 1934 auch eine neue Spritze. Die Tragkraftspritze (TS) 6 von BMW stand auf einem alten Hänger, welcher bei Einsätzen und Übungen von Hand gezogen werden musste. Während der beiden Weltkriege wurde in Gefell keine Feuerwehrtätigkeit dokumentiert.

Mit 18 Kameraden nahm die Feuerwehr 1945 – nach wie vor freiwillig – ihre Arbeit wieder auf. Allerdings mit einem kleinen Problem. Die Rote Armee beschlagnahmte bis 1948 das Spritzenhaus. 1947 übernahm Kurt Gemeinhardt die Wehrleitung. Bis 1972 – also 25 Jahre – war er Kommandant. So lange führte bis heute keiner eine Wehr in Gefell.

1956 trat ein neues Brandschutzgesetz in Kraft. Im gleichen Jahr mussten die Kameraden Schnee schaufeln, da im Raum Gefell/Hirschberg der Notstand wegen Schneetreibens und Verwehungen ausgerufen wurde.

Einen schon einmal existierender Spielmannszug rief die Feuerwehr 1958 wieder ins Leben. Allerdings hatte dieser nur vier Jahre Bestand. Doch 1962 gab es für die Feuerwehr auch einen Grund zum Feiern, denn sie erhielt ein neues Löschfahrzeug. Ab sofort rückten die Kameraden mit einem “Robur” – bestückt mit einer TS 8 – und einem dazu gehörigen Schlauchtransport-Anhänger (STA) aus. Untergebracht ist alles in der Scheune des Rathauses.

Außerdem gründeten sich im gleichen Jahr die “Jungen Brandschutzhelfer”. Ein Jahr später gab es auch eine Frauengruppe, die 13 Kameradinnen stark war.

Egal wie sich die Feuerwehr in den darauf folgenden Jahren hier entwickelte, überall war Gefell mit dabei. Dazu zählten die Einführung des Wirkungsbereiches 1964, die Bildung des Katastrophenzuges und die Einführung der Gewitterbereitschaft im Jahre 1984. Zwischendurch – und zwar 1972 – hielt die Funktechnik bei der Freiwilligen Feuerwehr in Gefell Einzug.

Die Wende im Herbst 1989 brachte auch Veränderungen bei der Feuerwehr. Bereits am 20. Januar 1990 schloss Gefell einen Partnerschaftsvertrag mit der Feuerwehr aus dem oberfränkischen Töpen. Knapp ein Jahr später gründeten die Kameraden einen Feuerwehrverein.

Im Mai 1992 holten die Feuerwehrmänner ein gebrauchtes Tanklöschfahrzeug 16/25 und einen Rüstwagen 2. Jetzt wurde aber der Platz für weitere Technik knapp. So beschloss die Stadt den Bau eines neuen Gerätehauses in der Friedensstraße.

Am 4. April 1992, also 85 Jahre nach der Gründung der FFw, erfolgte die Grundsteinlegung. In nur einem halben Jahr entstanden die Fahrzeughallen. Am 25. Juni 1993 war Richtfest. Am Heilig Abend des gleichen Jahres konnten die Fahrzeuge in das neue Gerätehaus eingestellt werden. Am 16. April 1994 erfolgte schließlich die Einweihung.

Am 5. Dezember 1998 wurde die Technik weiter erweitert. So erhielt die Gefeller FFw ein Kleinlöschfahrzeug, welches als Vorausrüstwagen heute noch zum Einsatz kommt. Drei Jahre später erhielt die Feuerwehr ein neues Tanklöschfahrzeug 16/25 vom Typ “Mercedes Atego” mit Schlingmann-Aufbau. Moderne Funk- und Computertechnik gehört heute auch zum alltäglichen Handwerkszeug der Kameraden. So ging Ende 2006 eine Feuerwehr-Einsatzleitzentrale in Betrieb. Sie entlastet im Ernstfall die Leitstelle Saalfeld.

Bleibt noch zu erwähnen, dass sich die Arbeitsfelder der Wehr in den vergangenen 100 Jahren schon verändert haben. Mussten die Kameraden früher hauptsächlich Brände bekämpfen, so ist heute eine wesentliche Aufgabe die technische Hilfeleistung.

Auszug aus der Osthüringer Zeitung vom 02.04.2007